120 Minuten Ruhe und Konzentration: Was sich Lehrer wünschen, aber nicht immer erreichen, schafft Sally Perel am Donnerstag (11. November) in der voll besetzten Aula des Kuniberg Berufskollegs. Der 85-Jährige erzählt den Schülerinnen und Schüler aus seinem Leben.
Perel stellt sein autobiografisches Buch „Ich war Hitlerjunge Salomon” vor und zieht die Zuhörer in seinen Bann. Die Jugendlichen fiebern mit dem jüdischen Jungen, der als Joseph Perjel drei Jahre lang in der Elite-Schule des Führers in Braunschweig alles mitmachte, ohne als Jude entdeckt zu werden.
Sie leiden und lachen mit dem kleinen Mann, der an einem einfachen Tisch auf der Bühne der Aula sitzt und ohne Multimedia-Show auskommt. Perel muss nicht tief in die rhetorische Trickkiste greifen. Seine Persönlichkeit punktet — und die Menschlichkeit, die er trotz oder gerade wegen seines Schicksals ausstrahlt, fängt alle ein.
Nicht nur sein bewegtes Leben an der Ostfront und in der HJ-Eliteschule bewegt das Publikum. Er litt unter der ständigen Angst, durch seine Beschneidung enttarnt zu werden, zum Beispiel bei ärztlichen Untersuchungen, beim gemeinsamen Duschen, beim Umziehen in der Stube. In vielen Einzelheiten schildert der vitale Senior den Alltag der schlimmen Kriegsjahre.
In der abschließenden Fragerunde spricht sich der Jude Perel gegen die israelische Siedlungspolitik aus. Ein Rückzug aus den besetzten Gebieten wäre seiner Meinung nach der erste Schritt zu einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten.