Unsere Automobilkaufleute werden in unterschiedlichen Autohäusern der Region ausgebildet. Um die betriebliche Ausbildung in der Berufsschule möglichst realistisch abzubilden, werden alle Aufgaben aus Sicht eines Modellunternehmens bearbeitet. Die Lerninhalte eines Automobilkaufmanns sind sehr vielfältig. So lernen die Auszubildenden unterschiedliche Fahrzeugtypen und deren Vertriebswege kennen. Dies gilt sowohl für den Neuwagen- als auch für den Gebrauchtwagenbereich. Auch den Kontakt zur Werkstatt erfahren die angehenden Automobilkaufleute sowohl in der Schule als auch in ihren Betrieben.
Das Ziel vieler Auszubildenden ist, eigenständig PKW zu verkaufen. Als Handwerkszeug erlernen sie die Abwicklung von Leasings- und Finanzierungsgeschäften. Wo sich Automobile bewegen, kommt es natürlich auch zu Funktionsstörungen und Defekten. Hier erlernen die angehenden Automobilkaufleute das rechtlich sichere Handeln auf der Basis von Gewährleistung, Garantie und Kulanz. Datenschutz, Datensicherheit und der Umgang mit modernen Kommunikationssystemen runden das Berufsbild des Automobilkaufmanns ab.
Voraussetzung für den Zugang zu einer dualen Ausbildung ist ein Ausbildungsvertrag mit einem Ausbildungsbetrieb. Die Ausbildungsbetriebe suchen sich Auszubildende nach eigenen Kriterien (z.B. schulische Vorbildung) aus.
Im Betrieb und in der Berufsschule erwerben die Auszubildenden ein breites Spektrum an Wissen. Dieses Wissen soll sie befähigen, in allen Abteilungen eines modernen Autohauses eingesetzt werden zu können. Durch den im Unterricht praktizierten prozessorientierten Gedanken erlernen die Auszubildenden zusätzliche Kenntnisse über die Vernetzung und den Datenfluss in den Abteilungen des Autohauses.
Der Autokauf gilt auch in der heutigen Zeit immer noch als Vertrauenssache. So erlangen die angehenden Automobilkaufleute Kennnisse im Bereich der rhetorischen Gesprächsführung und dem richtigen Handeln im jeweiligen Punkt des Verkaufsprozesses.
Um auch technische Kundennachfragen professionell beantworten zu können, werden die Auszubildenden in der Berufsschule im technischen Bereich von A wie Antiblockiersystem bis Z wie Zahnriemen umfassend geschult. So muss nur noch in Spezialfällen an die Werkstatt verwiesen werden.
Die Vielseitigkeit des Berufsbildes macht ausgebildete Automobilkaufleute auch interessant für andere Branchen. So wechseln einige Automobilkaufleute nach bestandener Prüfung z. B. in die Versicherungsbranche.
Die gestreckte Abschlussprüfung
Der erste Teil soll in der Mitte des zweiten Ausbildungsjahres durchgeführt werden, Teil 2 am Ende der Berufsausbildung.
Inhalt von Teil 1
1. die im Ausbildungsrahmenplan für die ersten 15 Monate genannten Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten sowie
2. den im Berufsschulunterricht zu vermittelnden Lehrstoff, soweit er den im Ausbildungsrahmenplan genannten Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten entspricht.
Prüfungsbereich von Teil 1
(1) Teil 1 der Abschlussprüfung findet im Prüfungsbereich Warenwirtschafts- und Werkstattprozesse statt.
(2) Im Prüfungsbereich Warenwirtschafts- und Werkstattprozesse soll der Prüfling nachweisen, dass er in der Lage ist,
1. das Teile- und Zubehörlager unter Berücksichtigung der Sortimentspolitik, der Anforderungen aus den weiteren Geschäftsfeldern und der Lagerkennzahlen zu organisieren,
2. die Beschaffung von Teilen und Zubehör unter Berücksichtigung der Kundenwünsche, der Werkstattprozesse und der Fahrzeugtechnik durchzuführen und
3. den Eingang, die Lagerung und die Ausgabe von Waren zu kontrollieren und zu erfassen.
(3) Die Prüfungsaufgaben sollen praxisbezogen sein. Der Prüfling soll die Aufgaben schriftlich bearbeiten.
(4) Die Prüfungszeit beträgt 90 Minuten.
Inhalt von Teil 2
1. die im Ausbildungsrahmenplan genannten Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten sowie
2. den im Berufsschulunterricht zu vermittelnden Lehrstoff, soweit er den im Ausbildungsrahmenplan genannten Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten entspricht.
In Teil 2 der Abschlussprüfung sollen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die bereits Gegenstand von Teil 1 der Abschlussprüfung waren, nur insoweit einbezogen werden, als es für die Feststellung der beruflichen Handlungsfähigkeit erforderlich ist.
Prüfungsbereiche von Teil 2
Teil 2 der Abschlussprüfung findet in den folgenden Prüfungsbereichen statt:
1. Fahrzeugvertriebsprozesse und Finanzdienstleistungen,
2. Kaufmännische Unterstützungsprozesse,
3. Kundendienstprozesse sowie
4. Wirtschafts- und Sozialkunde.
a) Prüfungsbereich Fahrzeugvertriebsprozesse und Finanzdienstleistungen
(1) Im Prüfungsbereich Fahrzeugvertriebsprozesse und Finanzdienstleistungen soll der Prüfling nachweisen, dass er in der Lage ist, komplexe Arbeitsaufträge handlungsorientiert zu bearbeiten.
(2) Für den Nachweis nach Absatz 1 sind folgende Tätigkeiten zugrunde zu legen:
1. kundenorientiertes Abwickeln von Fahrzeugvertriebsprozessen und
2. bedarfsgerechtes Anbieten von Finanzdienstleistungen für den Vertrieb von Fahrzeugen.
(3) Die Prüfungsaufgaben sollen praxisbezogen sein. Der Prüfling soll die Aufgaben schriftlich bearbeiten.
(4) Die Prüfungszeit beträgt 90 Minuten.
b) Prüfungsbereich Kaufmännische Unterstützungsprozesse
(1) Im Prüfungsbereich Kaufmännische Unterstützungsprozesse soll der Prüfling nachweisen, dass er in der Lage ist,
1. in den Geschäftsfeldern Instrumente des Rechnungswesens für die kaufmännische Planung, Steuerung und Kontrolle zu nutzen und Handlungsvorschläge abzuleiten,
2. Verkaufspreise zu kalkulieren sowie
3. den Personaleinsatz zu organisieren und an der Personalplanung unter Berücksichtigung betrieblicher Ziele und Grundsätze mitzuwirken.
(2) Die Prüfungsaufgaben sollen praxisbezogen sein. Der Prüfling soll die Aufgaben schriftlich bearbeiten.
(3) Die Prüfungszeit beträgt 90 Minuten.
c) Prüfungsbereich Kundendienstprozesse
(1) Im Prüfungsbereich Kundendienstprozesse soll der Prüfling nachweisen, dass er in der Lage ist,
1. komplexe Aufgaben des Kundendienstes unter Einbeziehung betrieblicher Marketingaktivitäten zu bearbeiten,
2. die Vorgehensweise zu begründen,
3. Problemlösungen zu erarbeiten,
4. Hintergründe und Schnittstellen zu anderen Arbeitsbereichen zu erläutern und
5. Ergebnisse zu bewerten.
(2) Mit dem Prüfling wird ein fallbezogenes Fachgespräch geführt.
(3) Für das fallbezogene Fachgespräch stellt der Prüfungsausschuss dem Prüfling zwei praxisbezogene Aufgaben, aus denen der Prüfling eine Aufgabe auswählt. Der Prüfling soll die Aufgabe bearbeiten und einen Lösungsweg entwickeln. Ihm ist eine Vorbereitungszeit von 20 Minuten einzuräumen. Das fallbezogene Fachgespräch wird mit einer Darstellung des Lösungsweges durch den Prüfling eingeleitet.
(4) Das fallbezogene Fachgespräch dauert höchstens 20 Minuten.
d) Prüfungsbereich Wirtschafts- und Sozialkunde
(1) Im Prüfungsbereich Wirtschafts- und Sozialkunde soll der Prüfling nachweisen, dass er in der Lage ist, allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge der Berufs- und Arbeitswelt darzustellen und zu beurteilen.
(2) Die Prüfungsaufgaben müssen praxisbezogen sein. Der Prüfling soll die Aufgaben schriftlich bearbeiten.
(3) Die Prüfungszeit beträgt 60 Minuten.
(1) Die Bewertungen der einzelnen Prüfungsbereiche sind wie folgt zu gewichten:
1. Warenwirtschafts- und Werkstattprozesse mit 20 Prozent,
2. Fahrzeugvertriebsprozesse und Finanzdienstleistungen mit 25 Prozent,
3. Kaufmännische Unterstützungsprozesse mit 25 Prozent,
4. Kundendienstprozesse mit 20 Prozent sowie
5. Wirtschafts- und Sozialkunde mit 10 Prozent.
(2) Die Abschlussprüfung ist bestanden, wenn die Prüfungsleistungen wie folgt bewertet worden sind:
1. im Gesamtergebnis von Teil 1 und Teil 2 mit mindestens „ausreichend“,
2. im Ergebnis von Teil 2 mit mindestens „ausreichend“,
3. in mindestens drei Prüfungsbereichen von Teil 2 mit mindestens „ausreichend“ und
4. in keinem Prüfungsbereich von Teil 2 mit „ungenügend“.
(3) Auf Antrag des Prüflings ist die Prüfung in einem der Prüfungsbereiche „Fahrzeugvertriebsprozesse und Finanzdienstleistungen“, „Kaufmännische Unterstützungsprozesse“ oder „Wirtschafts- und Sozialkunde“ durch eine mündliche Prüfung von etwa 15 Minuten zu ergänzen, wenn
1. der Prüfungsbereich schlechter als mit „ausreichend“ bewertet worden ist und
2. die mündliche Ergänzungsprüfung für das Bestehen der Abschlussprüfung den Ausschlag geben kann.
Bei der Ermittlung des Ergebnisses für diesen Prüfungsbereich sind das bisherige Ergebnis und das Ergebnis der mündlichen Ergänzungsprüfung im Verhältnis 2:1 zu gewichten.
Die schulische Ausbildung der Automobilkaufleute findet an zwei Berufsschultagen statt. Die Tage ändern sich in den Ausbildungsjahren. In der Berufsschule wird im Modellunternehmen in Lernfeldern unterrichtet. Diese Lernfelder sind aus beruflichen Handlungsfeldern entstanden. So werden alltägliche berufliche Probleme stets aus Sicht eines Autohändlers oder Automobilhändlerin im Unterricht gelöst. Die notwendigen Kenntnisse im Bereich der Digitalisierung werden den angehenden Automobilkaufleuten im Fach "Digitale Unterstützungsprozesse" vermittelt.
Die Ausbildung zum Automobilkaufmann dauert im Normalfall 3 Jahre. Nach Absprache mit dem Ausbildungsbetrieb kann die Ausbildung im Vorfeld auf zwei Ausbildungsjahre verkürzt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Ausbildung auf Grund von guter Leistungen um ein halbes Jahr zu verkürzen. Dies bietet sich z.B. an, wenn in einem Autohaus eine Stelle in einer Abteilung frei geworden ist. Diese Stelle kann dann durch die vorgezogene Prüfung schnell besetzt werden. Zum erfolgreichen Bestehen der Prüfung werden die Schüler und Schülerinnen im Bereich des selbstgesteuerten Lernens geschult.
Kooperation mit dem Bankenbildungsgang
Es geht auf eine langjährige Tradition auf den Kuniberg zurück… - … das Kooperationstreffen der Banker und Automobiler. Wie auch in den vergangenen Jahren treffen sich die Auszubildenden der beiden Ausbildungsberufe am Donnerstag, um an einem fiktiven Kundenbeispiel, aber mit realen Konditionen, ihre Möglichkeiten der Finanzierung und des Leasings zu vergleichen.
Nach einem ersten Kennenlernen des „Wettbewerbers“ geht es dann ans Eingemachte! Die Schüler:innen tauschen sich über Angebote im Bereich der PKW-Finanzierung und mögliche Beratungsargumente aus.
Einen richtigen Gewinner konnten sie allerdings nicht ausfindig machen, da die Konditionen aktuell in beiden Bereichen deutlich angezogen haben. Die Automobilkaufleute betonen an dieser Stelle ihre Zusatzleistungen und die oftmals geltende Möglichkeit der Drei-Wege-Finanzierung, die einen gewissen Handlungsspielraum für die Kunden bieten und die flexiblere Ratengestaltung durch Anfangs- und Schlusszahlungen.
Das abschließende Fazit fiel bei beiden Berufsgruppen durchweg positiv aus. Beide Seiten empfanden den berufsübergreifenden Austausch als interessant und sinnvoll und waren sich darüber einig, dass dieses Projekt auch in Zukunft ein fester Bestandteil in beiden Bildungsgängen sein sollte.
(Monika Möllenbeck für die Bankenunterstufe (BAO 1) und Julia Kranenfeld für die Automobiloberstufe (AKO1)
Unfallprävention
Die Aktion „Junge Fahrer“ ist ein Präventionsprojekt zur Senkung von Unfallzahlen. Das Kuniberg Berufskolleg wird jährlich von zwei Beamtinnen und ein Beamter der Polizei Recklinghausen besucht. Die Automobilkaufleute nehmen mit den Unterstufen teil, um auf die Aktion aufmerksam zu machen. Karsten Quante: „Wir suchen das Gespräch mit den 17- bis 21-Jährigen, denn sie gelten als Risikogruppe.“ Verstärkung erhielten die drei Beamten in diesem Jahr von Julia Spinner aus der FOS Polizei.
Zusatzangebote am Kuniberg
Fort- Weiterbildung
- zertifizierter Automobilverkäufer-/in
- Ausbilder-/in
- KFZ Betriebswirt/in (BFC Northeim in 11 monatl. Ausbildung)
- Studium an der Fachhochschule (mit Berechtigung)
Auch in der Ausbildung werden den Auszubildenden unterschiedliche betriebliche Schulungsmöglichkeiten angeboten.
Teilweise werden Herstellerschulungen in Verbindung der vertretenen Automarken angeboten.
Hinweis für Ausbildungsbetriebe zur Anmeldung von Auszubildenden
Bitte melden Sie Ihre Auszubildenden über das Portal „schüler online“ zum Berufsschulunterricht am Kuniberg Berufskolleg an.
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
IHK Nord Westfalen https://www.ihk.de/nordwestfalen/
Handwerkskammer Münster https://www.hwk-muenster.de/de
U‑Form-Verlag https://www.u‑form-shop.de/
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