Im Einzelhandel steht Selbstständigkeit auf dem Stundenplan
Gute Noten sind nicht alles im (Schul-)Leben. Wer die Abschlussprüfung der beruflichen Ausbildung mit der Eins vor dem Komma meistert, ist nicht automatisch ein geborener Unternehmer. Ob die angehenden Einzelhandelskaufleute das Zeug zur Selbstständigkeit mitbringen, hat das Kuniberg Berufskolleg in den vergangenen Wochen schon zum fünften Mal getestet.
Die Ergebnisse verblüfften die Auszubildenden einmal mehr: „Selbst- und Fremdbild klaffen bei jungen Erwachsenen häufig auseinander”, berichtet Ulla Olbrischewski, die die Projektwochen gemeinsam mit Christoph Hanke koordinierte. Mit dem Projekt erhalten die Schüler eine Möglichkeit, ihre eigene Motivation und die persönliche Eignung zur Selbstständigkeit zu überprüfen.
Da staunen die Auszubildenden, und die Lehrer wundern sich: „Es ist für uns immer wieder überraschend, wie sich die Schüler beim Kompetenzcheck präsentieren”, bekennt Silke Kamerke, Klassenlehrerin der Mittelstufenklasse 1. „Einige zeigen Fähigkeiten, die man nicht erwarten würde.”
Besonders schön im fünften Durchlauf: Die Teilnehmer aus den vier beteiligten Klassen äußerten sich durch die Bank zufrieden mit dem Verlauf des Projektes. „Interessant und aufschlussreich”, fand zum Beispiel Tanja Meermann den etwas anderen Unterricht im Assessment Center.
Dieses absolvierten die Schüler in mehreren Stationen, ähnlich den Tests, die großen Firmen zur Simulation von betrieblichen Situationen bei Einstellungsverfahren organisieren. Das Verhalten der Schüler wurde im Hinblick auf Sprache, Kontaktfähigkeit, Arbeitsplanung, Teamarbeit, Kreativität, Ausdauer und Kritikfähigkeit beobachtet und anschließend in Einzelgesprächen „zurückgespiegelt”.
Gute Noten heimsten die „Einzelhändler” auch beim Endprojekttag ein, der für alle Klassen gemeinsam mit dem Team von „Starter und Co.” organisiert wurde. Für die Organisation, die von den Ministerien für Wirtschaft, Mittelstand und Energie sowie Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Europäischen Regionalfonds (EFRE) und der NRW-Bank unterstützt wird, arbeiteten Verena Münch und Dirk Vanhöfen mit den Schülern des Recklinghäuser Berufskollegs zusammen.
Es galt, eine Geschäftsidee zu kreieren und den Einfall mit einem Businessplan auf seine Umsetzungsmöglichkeiten hin abzuklopfen. „Die beiden Referenten haben die Kreativität und den Realitätssinn unserer Schüler gelobt”, freut sich Ulla Olbrischewski.